Ein Blick in den legendären Großen Saal, der mit seiner einzigartigen Architektur und wandelbaren Gestaltung Berliner Geschichte schrieb. Heute existiert dieses Meisterwerk Manfred Prassers nicht mehr, doch sein Einfluss auf die Kulturgeschichte bleibt unvergessen. (Foto: Bundesarchiv)

Palast der Republik:
Der Große Saal

„Das ist weltsensationell, das kann nicht mal Amerika bauen.”

Links der ursprüngliche Entwurf für den Grosse Saal, von der Bauakademie und dem Zentralkomitee der SED abgesegnet - rechts der wandelbare Mehrzwecksaal von Prasser. (Zeichnung: Prasser)

So stellte sich Prasser die Verschmelzung von Berliner Stadtschloss und seinem Saal zum Humboldtforum mit Kongresszentrum für 5.000 Teilnehmer vor. Leider fand er kein Gehör bei den Regierenden. (Zeichnung: Prasser)

Der Palast der Republik wurde 1976 nach fast dreijähriger Bauzeit eröffnet. Durch zahlreiche Konzert- und Kulturveranstaltungen wurde er schnell zu einem Anziehungspunkt im Stadtzentrum Berlins.

Der Entwurf des sechseckigen Großen Veranstaltungssaals des Palasts der Republik war Prassers „Meisterstück“. Mit seinen individuell angefertigten Schwenkparketten, den Senkwänden und beweglichen Deckenelementen war der Saal in zig verschiedenen Varianten bespielbar. Durch Heben der Schwenkparkette konnte in etwa einer halben Stunde von Großem Saal für 5000 Zuschauer in einen futuristischen Ballsaal umgerüstet werden. Da staunte mancher Besucher, als das zur Eröffnung erstmals vorgeführt wurde.

Der Große Saal war anfänglich anders geplant. Prasser sollte nur die Bauausführung übernehmen. Das lehnte er ab. Er machte einen Gegenvorschlag, mit dem er sich durchsetzte: Aus einem stark auf die Parteitage zugeschnittenen Saal wurde ein universeller und vor allem wandelbarer Saal für Veranstaltungen mit großem Publikum.

2003 hatte der Bundestag beschlossen, den Palast der Republik abzureißen. Manfred Prasser trat für den Erhalt des Großen Saals ein. Sein Entwurf zeigt ein Humboldtforum, das Geschichte und Moderne vereint. Er integrierte seinen wandelbaren Saal für kulturelle Veranstaltung oder wissenschaftliche Kongresse mit bis zu 5000 Gästen - ganz im Geiste Humboldts. In Prassers Vorschlag wäre auch das Fundament und Teile des Gebäudes weiter genutzt worden. Doch Prasser wurde ignoriert – der Saal abgerissen.