„Ich baue hier keinen Larifari-Schuppen, von dem die Leute sagen: Guckt mal, das ist die kleinkarierte DDR.“
Die Zeichnung des ursprünglichen Entwurfs von Manfred Prasser zeigt noch seine stilisierten Tänzerinnen. Gebaut wurde die abgewandelte Fassade von Dieter Bankert.
Von Prasser entworfen und von SBS Bühnen-technik Dresden gebaut: Das beeindruckende Wasserbecken, das auf der Vorbühne aus der Tiefe auftauchen kann, hier in einer Aufnahme von 1991. Wahlweise kann auch eine Eisfläche und eine Zirkusmanege hervorgezaubert werden.
Der Neubau des Friedrichstadt-Palastes entstand 1980 bis 1984 auf Grundlage der Konzeption und des Entwurfes von Manfred Prasser, nachdem das Vorgänger-Gebäude wegen Baufälligkeit schliessen musste.
Prasser war mit den üblichen Dimensionen einer Varieté-Bühne nicht zufrieden. Seine Bühne ist mit 24 Metern doppelt so breit, sodass der neue Friedrichstadt-Palast bald mit der „längsten Girlreihe der Welt“ prahlte. Zudem schlug er, wie schon beim Großen Saal des Palasts der Republik, innovative technische Möglichkeiten vor. Eine komplizierte Mechanik ermöglicht es noch heute, wahlweise eine Eisfläche, eine Zirkusmanege oder ein spektakuläres Wasserbecken auf die Vorbühne zu heben. Diese Technik wurde von der Dresdner Firma SBS Bühnentechnik entwickelt und gebaut.
Um seinen Entwurf den Entscheidungsträgern der DDR schmackhaft zu machen, organisierte Prasser mit Bauleiter Erhardt Gißke und Intendant Wolfgang E. Struck eine Studienreise nach Paris, um sich von Varietétheatern wie dem Moulin Rouge inspirieren zu lassen. Dort fiel er auf, indem er auf der Bühne des Folies Bergère einen legendären Cancan tanzte und mit der Primaballerina Nicki Bell einen Walzer abschloss. Sein ursprünglicher Fassadenentwurf enthielt stilisierte Darstellungen von Tänzerinnen und einer Primaballerina als Höhepunkt. Er bedauerte, dass dieser Teil seines Plans von Architekt Dieter Bankert und Oberbauleiter Jürgen Ledderboge abgeändert wurde. Das Ergebnis war dennoch eine attraktive, lebensfrohe Gestaltung, die dem Varieté gut zu Gesicht steht.
Der neue Friedrichstadt-Palast wurde 1984 eröffnet und galt schnell als größtes und modernstes Revuetheater Europas. Prassers Beitrag war entscheidend für die Gestaltung und den Erfolg dieses Gebäudes, das heute als kulturelles Wahr-zeichen Berlins unter Denkmalschutz steht.